Der Sound ist wirklich extrem wichtig und kann, wenn er gut gemacht ist, auch über eine schlechte Grafik inwegtrösten. Als gutes Beispiel ist hier z.B. Tenchu: Wrath of Heaven geeignet. Zwar ist die Grafik wie bei jedem Tenchu eher zweitrangig, jedoch hatten die folkloristischen Klänge einiges herausgerissen - rein vom Gameplay her stellt Tenchu IMHO immer noch die Referenz in Sachen Ninja-Spielen dar.
Silent Hill, und dabei ganz besonders der zweite Teil, ist ohne den typischen (teils unterschwelligen und extrem niederfrequenten) Sound kaum vorstellbar. Aber auch der erste Teil auf der PS1 (ich erinnere nur an die ständig storybedingt einsetzende Sirene) setzte in Sachen Sound Maßstäbe. Bei Resident Evil konnte rein vom Sound her bis jetzt nur der erste Teil überzeugen, was aber auch daran lag, daß der erste Teil mehr ein Gruselspiel war, und eben auch der Sound in diese Richtung ging. Wohingegen der Zweitling schon mehr in Richtung Trash-Splatter ging, bevor die Reihe mit dem dritten Teil (und den darauf folgenden Teilen) gänzlich Atmoshäre einbüßten.
Sehr schön ist es immer wieder, wenn man innerhalb einer Mission nicht immer nur die gleiche Musik hört, sondern diese situationsabhängig variert wird, so das sie z.B. bei einem Angriff dramatischer wird. Ein früher Titel bei welchem das sehr schön gemacht wurde war damals der erste Wing Commander, den ich auf dem Amiga spielte. Aber auch komplette Stille kann richtig eingesetzt einen guten Sound auszeichnen, wie man z.B. bei Ico und Shadow of the Colossus hören konnte.
Allgemein kann man ein gutes Sounddesign in einem Spiel auch daran erkennen, wenn man den Ton situationsbedingt auch einmal herunterfährt, denn auch im Survival-Horror Genre ist nichts beunruhigender als plötzlich eintretende Stille. Sehr gut hat in diesem Sinne z.B. Manhunt funktioniert, welches im allgemeinen weniger Musik im eigendlichen Sinne, sondern stattdessen eher atmosphärische Klangteppiche bot. Zwar habe ich es selbst mangels Headset noch nicht getestet, jedoch ist die Idee, das Einpeitschen durch den Regisseur von den Hintergrundgeräuschen getrennt nur über den Kopfhörer wiederzugeben wirklich genial. Wärend die Musik und die SFX also weiterhin über den Fernseher ausgegeben werden, flüstert der Regisseur seine Anweisungen ("C'mon. I want gore!") einem direkt ins Ohr.
Übrigens bestanden auch die alten 8 Bit Titel nicht nur aus Gefiepe. Das mag vielleicht mangels eines guten Soundchips auf die alten 8 und 16 Bit Konsolen (insbesondere dem Gameboy) zutreffen, die Musiken des C64 sind aber auch heute noch Klassiker. Teilweise haben auch die etwas moderneren Handhelds (z.B. der GBA) schlechtere Soundchips als der SID des C64, welcher immer noch eine rege
Fangemeinde hat. Nicht umsonst gibt es Steckkarten um einen Rechner mit einem original SID-Chip auszustatten, da die reine Emulation (ganz besondere vom Sound her) alles andere als perfekt ist. Selbst populäre Produzenten wie Timbaland haben sich (illegalerweise, da ohne Erlaubnis) bei dem C64 Musikarchiv bedient, wie auch
hier nachzulesen ist und
hier bewiesen wird. Andere Bands wie z.B. die Indie Band
Welle: Erdball setzen den C64 Soundchip auch heute noch in einigen Songs ein.