Musikindustrie im Wandel

telefonmann

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KingPunk
Nein, ich habe nicht vor hier den Aufstieg und den Fall der Musikindustrie zu erörtern. Dennoch wird sie fallen wenn sie sich nicht auf die aktuellen Gegebenheiten (Internet etc.) angemessen reagiert. Das Kriminalisieren der breiten Gesellschaft wird ihr mehr Schaden als Nutzen bringen. Deswegen sollen hier alternative Konzepte vorgestellt werden, die das Zeug dazu haben erfolgreich zu sein. iTunes ist ja bereits sehr erfolgreich obwohl dort relativ teuer verkauft wird und die meisten Künstler, trotz Wegfall der Produktionskosten und des Vertriebs von Musikträgern, immer noch finanziell benachteiligt werden.

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Im Zuge der aktuellen Lage möchte ich ein Beispiel bringen, welches aufzeigt, dass es auch anders gehen kann.
Online-Musik: Kunden zahlen freiwillig bei einem Konzept der Gegenseitigkeit
heise online schrieb:
Freiwillige Bezahlmodelle sind möglicherweise eine Antwort auf die Suche nach funktionierenden Geschäftsmodellen im Netz. Die Ökonomen Tobias Regner vom Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena, und Javier Barria, Dozent am Imperial College in London, haben das Verhalten von Kunden eines Online-Musikvertriebs untersucht, der ihnen nahelegt, den Preis für ein Album zu bezahlen, der es ihnen wert ist. Laut ihrer Studie, die in der August-Ausgabe der Zeitschrift Journal of Economic Behavior & Organization veröffentlicht ist, bezahlen die Kunden im Durchschnitt weit mehr als den empfohlenen Minimalpreis und sogar einiges mehr als den empfohlenen Preis.

Grundlage der Forschungsarbeit waren Daten zu 14.367 Album-Verkäufen von Magnatune seit dessen Gründung im September 2003 bis zum Januar 2005. Magnatune, das auf seiner Webseite verspricht, dass 50 % seiner Einnahmen an die Künstler gehen, hat als empfohlenen Standardpreis acht Dollar eingestellt, als Minimum will man fünf Dollar. Der durchschnittlich bezahlte Preis lag mit 8,20 Dollar deutlich darüber.

Dass 64 Prozent über dem Minimalpreis bezahlt wurde, obwohl die Kunden die Musik in voller Länge auch umsonst hören könnten, erklären sich die beiden Wissenschaftler mit dem "Konzept der Gegenseitigkeit", das als Basis des Geschäftsmodells fungiert. Dass die Kunden eine informierte Kaufentscheidung treffen können, rief bei ihnen, die von den Wissenschaftlern als sozial eingestellt geschildert werden, eine freundliche Reaktion ("kind reaction") hervor.

Ganz deutlich bestätigte sich das bei der Befragung von Kunden, die mehr als zehn Alben gekauft haben. Tobias Regner vermutet eine mögliche Erklärung auch darin, dass Kunden bezahlen, weil sie mögliche Schuldgefühle vermeiden oder sich als "guter Mensch" fühlen wollen.

Für Magatune rechnet sich das. Das Nischen-Label, das etwa 200 Interpreten unter Vertrag hat, soll schwarze Zahlen schreiben.

Magnatune ist ein Online-Label das beweist, dass der Vertrieb von Musik auch ohne die monopolistischen Werkzeuge der Verknappung funktionieren kann. Vorteile des Geschäftsmodells:

1. Der Künstler bekommt 50% aller Einnahmen. Egal ob direkte Verkäufe oder durch Vergabe von Lizenzen. Zudem bleiben die Rechte an der Musik zu 100% bei den Schaffenden. Magnatune verlangt auch keine Exklusivität, was den Künstler nicht ans Label bindet.

2. Der Konsument kann auf der Seite alles Verfügbare in voller Länge, so oft und so lange er will, Probe hören. So fällt es leichter sich für einen Kauf zu entscheiden. Man ist nicht mehr darauf angewiesen die Katze im Sack zu kaufen oder eben etwas was man sowieso schon kennt.

3. Ein Motto von Magnatune ist: Kauf ein Album und gib es an 3 deiner Freunde weiter. Das Kopieren ist entkriminalisiert. Unbekannte Künstler profitieren durch die Verbreitung gleichermassen wie auch der Endverbraucher, der nun legal seine Faszination zu bestimmten Musikstücken mit anderen teilen kann.

4. Jedes Album ist für 5$ (oder 4€) erhältlich. Allerdings darf gerne auch mehr bezahlt werden, was scheinbar auch gut funktioniert. (Ich persönlich habe mir übrigens gestern das Album von Nova Express - Gimme Some für 11$ (8€) geladen.)

5. Alle Titel werden in unüblich hoher Qualität angeboten. Das wav-Format bietet quasi Originalqualität. Es werden aber auch andere Formate (mp3, aac, ogg, flac) angeboten.

6. Im Setup findet ihr keine Künstler, die bei Major-Labels unter Vertrag stehen. Sicher ein Minuspunkt. Aber ungeachtet des persönlichen Musikgeschmacks sind alle vertretenen Künstler ihr Geld wert. Es wird ein hoher Qualitätsstandard gehalten. Nur 5% aller "Bewerber" werden ins Portfolio des Labels aufgenommen.

Schaut es euch mal an. Und wenn ihr auch Alternativprojekte kennt, die der Musikindustrie den Weg weisen könnten, dann her damit. ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
Also die genannten Punkte klingen alle nich schlecht, vor allem für die Künstler von Vorteil.
Für mich persönlich aber uninteressant. Ich will was in der Hand haben, am liebsten ein toll gestaltetes Digipack mit tollem Booklet und Artwork.
Dafür gebe ich auch heute noch gerne meine 15 Euro aus, Digital kommt mir aber nichts ins Haus.
 
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