Wie würdet ihr denn "Wettessen" einordnen? Auch hier geht es um Stress, Anstrengung und Siegeswillen. Und auch hier spielen kleinere motorische Aspekte und Taktik eine Rolle. Demnach müsste es auch als Sportart angesehen werden, oder?
Aber ich weiß schon, worauf ihr hinaus wollt. Und ihr steckt auch -beruflich - weitaus (!) tiefer in der Materie drin als ich. Daher bin ich echt der falsche Gesprächspartner (kann mich da auch nur lächerlich machen ^^).
Bin jedenfalls gespannt, ob und wann es in Deutschland anerkannt wird. Aber dafür muss erst mal die eigentliche Videospielbranche die Anerkennung erhalten, die sie verdient. Auch hier hinkt Deutschland wie immer hinterher und ihr hängt hier immer noch ein wenig das Schmudelimage nach. Und solange das der Fall ist, wird sich vermutlich so schnell nichts ändern.
In Asien ist man ja (wie immer) einen Schritt voraus. Trotzdem würde ich es schon erst mal irgendwie "komisch" finden, eSports als olympische Disziplin im TV zu sehen.
Ich glaube, wir sollten zwischen „ist eSports ein Sport?“ und „Sollte eSports olympisch werden?“ klar differenzieren.
Zuerst einmal: was ist ein Sport? Strikt nach den gängigen Definitionen fällt eSports aufgrund der nur beschränkten athletischen Anforderungen aus der Definition raus. Gleichzeitig wären damit aber auch Darts, Pool, Golf und die ganzen Schießdisziplinen (mit Ausnahme von Biathlon und Bogenschießen) keine Sportarten mehr. Keine der Sportarten ist bekannt dafür, außerordentlich hohe Anforderungen an die Athletik der Athleten zu stellen und trotzdem sind das alles Sportarten.
Wieso wäre es also seltsam, Golfer oder Sportschützen an den olympischen Spielen zu sehen? Die Athletik der Athleten kann nicht das ausschlaggebende Argument sein. Sicherlich sind Golfer einigermaßen in Form, Tontaubenschützen sind wohl auch selten vollkommen unathletisch - aber die Athletik ist genauso wenig wie beim eSports, vielleicht gar weniger, ein sehr zentraler Faktor Faktor.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass eSports olympisch wird. Die gesamte Popularität des eSports baut auf den internationalen Charakter der Events auf. Bei 1v1 Titeln mag das noch halbwegs vorstellbar sein, bei Teamspielen ist es völlig ausgeschlossen. Die Teams sind schlicht zu durchmischt und der Terminkalender der großen Teams definitiv zu gedrängt, als dass hier noch ein Nationalteam aufgebaut werden könnte.
Gleichzeitig ist der eSports-Bereich zu schnelllebig. Es gibt kaum Games, die sich wirklich über viele Jahre hinweg als kompetitives Spiel etablieren können. Entweder kommen Nachfolger, Games verschwinden von der Bildfläche, oder Patches verändern die Spiele zu stark. Das lässt sich mit einem 4-Jahresrhytmus, wie sie die Olympischen Spiele haben, kaum vereinbaren.
Und dann bleibt noch das letzte Problem: Allgemein gibt es Winter- und Sommersportarten. eSports lässt sich hier wiederum nicht einordnen, weil es weder noch/sowohl als auch ist.
Und trotzdem: Dieses Jahr ist eSports Teil des Showprogramms der Asien Spiele. In 4 Jahren ist es ein Medaillen-Event. Das bedeutet zwar nicht, dass es auch olympisch wird, aber gerade die nun folgenden asiatischen Gastgeber bemühen sich darum und auch die Organisatoren in Paris haben Interesse bekundet, eSports ins Programm aufzunehmen. Ob das nun gut ist, ist eine ganz andere Frage, als ob eSports Sport ist.