Die Diskussionen und Streitigkeiten im Falle der Torhüter-Position der deutschen Nationalmannschaft gehen weiter. Bayern-Präsident Uli Hoeneß war so erbost über die fehlende Rückendeckung für seinen Torwart Manuel Neuer, dass er dem DFB sogar gedroht haben soll, der FCB stelle keine deutschen Nationalspieler mehr ab.
Es klingt zunächst wie eine schlecht geschriebene Nachmittags-Soap im Fernsehen, doch mittlerweile scheint in der Torwart-Diskussion im DFB alles möglich. Die
Sportbild berichtet, dass Uli Hoeneß - als Präsident von Bayern München - damit gedroht haben soll, dass sein Verein keine Nationalspieler mehr zum DFB reisen lassen will. Wie ist es dazu gekommen?
Neuer vs. ter Stegen - Diskussion seit zwei Jahren
Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen (
FC Barcelona) liefern sich seit rund zwei Jahren einen Zweikampf um die Torhüter-Position der Nationalmannschaft. Neuer steht dabei aktuell ganz klar vor ter Stegen. Zum einen hat er das volle Vertrauen von Joachim Löw. Zum anderen ist er Kapitän und eine wichtige Figur im Team, dazu momentan wieder in starker Form.
Dennoch sieht Hoeneß in den Diskussionen keinerlei Rückendeckung für Bayern-Spieler Neuer - eine Ablösung Neuers durch ter Stegen will er mit aller Macht verhindern.
"Bevor das stattfindet, werden wir keine Nationalspieler mehr abstellen." Das soll er gegenüber der
Sportbild formuliert haben. Man werde einen etwaigen Wechsel nie akzeptieren, stellt er klar.
Bereits seit dem Herbst des letzten Jahres wartet ter Stegen auf Einsätze. Die hat er zum Teil auch von Löw versprochen bekommen. So durfte er u. a. eine Halbzeit im Testspiel gegen Serbien zwischen den Pfosten stehen, später im Juni sollte er gegen Weißrussland oder Estland erneut spielen, doch der Torhüter musste verletzungsbedingt absagen. "Das Serbien-Spiel war gut - bei den darauffolgenden Länderspielen musste ich pausieren, insofern konnte es nicht mehr Einsatzzeit sein", ordnete ter Stegen damals ein.
Kein Einsatz gegen die Niederlande und Nordirland - trotz Zusicherung
Auch im Laufe des Monats, als es auf die Spiele gegen die Niederlande und Nordirland zuging, betonte er weiterhin, sich sportlich präsentieren zu wollen. Er möchte über sich sagen können, er habe "ehrlich gearbeitet" und intern "offen seine Ambitionen angesprochen".
Nachdem er in keinem der beiden angesetzten Spiele spielen durfte, zeigte sich ter Stegen erstmals in dieser Form öffentlich enttäuscht. Er beschrieb die Reise mit dem DFB als einen "harten Schlag", woraufhin das Thema erst die aktuelle Brisanz entfaltete.
Neuer antwortete nach dem Unentschieden gegen RB Leipzig, man müsse den Teamgedanken in den Vordergrund stellen - dazu sei er in sehr guter Form und Verfassung. Ter Stegen konterte: "Wenn man die letzten Jahre sieht, wie ich mich verhalten habe, dann sind solche Aussagen unpassend!"
Hoeneß mit dem Rundumschlag: Gegen die Medien, ter Stegen und den DFB
Danach polterte Hoeneß los: Er kritisiert die Medien. Die westdeutschen Medien würden alle nur für ter Stegen schreiben, und auch von den süddeutschen Medien gebe es keinerlei Unterstützung für Neuer. Neben dieser fragwürdigen Auffassung journalistischer Arbeit, kritisierte er ebenfalls den DFB, der Neuer - seiner Meinung nach - keine Rückendeckung geben würde. "Wir werden jetzt den Leuten beim DFB ein bisschen Feuer geben, das können wir", beendete er das Interview nach dem Spiel in der Champions League in der letzten Woche.
Über die darauffolgenden Tage echauffierte sich Hoeneß noch des Öfteren über den DFB und dessen Handhabe der Diskussion. Oliver Bierhoff und Joachim Löw zeigten sich davon weitestgehend unbeeindruckt. Auf die Drohung, keine Nationalspieler mehr abzustellen, konterte Bierhoff gelassen: "Nein. Zumal ein Verein laut FIFA-Statuten zur Abstellung verpflichtet ist."
Es ist das Protokoll einer mittlerweile hitzigen Debatte, die scheinbar nur so an Fahrt aufgenommen hat, weil man
Statements der anderen Seite entweder falsch verstanden,
oder absichtlich größer gemacht hat, als sie eigentlich waren. Fakt ist: Neuer wird in der Nationalmannschaft weiterhin gesetzt sein. Sollte er sich nicht verletzten oder eine urplötzliche Formkrise erleiden, wird das auch so bleiben - ter Stegen wird sich gedulden,
und Hoeneß sich bitte beruhigen müssen.