Täglich kämpfe ich mit meinem inneren Bedürfnis anderen den Kopf abzureißen, beweise Geduld wie sie selbst der Dalai Lama nicht immer hatte, wenn er lästige Mücken mit seiner gütigen Hand terminierte und beweise mentale Stärke wie sie sonst nur Herzchirurgen im OP Saal an den Tag legen. Wie schon einst Mahatma, der Gandhi kämpfe ich tagtäglich damit, aus dem Bett zu kommen und weiter Erleuchtung den armen, verwirrten Seelen zu geben, die bei mir antanzen und nach Rat suchen.
Verloren ist das Passwort, vergessen die Email Adresse und selbst der simple 4-stellige Pin wird aufgrund Trägheit 3x falsch eingegeben, denn der war doch 1235, nein, war er nicht. Das Portal zur digitalen Wunderwelt geschlossen, abgekapselt von der Außenwelt, verbannt aus dem Paradies. Hilfe, Schutz und Rat suchend stehen sie vor meiner Schwelle, hoffnungslos verlorene Individuen, planlos, rastlos, in Panik. Der Böse Fratzenbub hat ihnen ein Leid angetan, sie ausgesperrt aus seinem Fratzenbuch, der Zuckerberg: Weggeleckt -und nur noch ein kümmerliches Selbstwertbewusstsein verbleibend, die Qual sein Essen nicht mehr in Fotoform mit Freunden die einen großteils nicht einmal kennen teilen zu können oder sein Leid über den zähen Stuhlgang nicht mehr kund geben zu können und um Rat bei der Fratzengemeinde suchen zu können, die soziale Isolation, reale Irritation.
Planlos, ziellos ohne Werbung zu Nahrungsergänzungsmitteln und Detoxkuren droht der endgültige Untergang des Individuums, so sorgfältig geflochten aus Träumen und Visionen aus der digitalen Photoshop-Traumfabrik, wenden sich diese psychisch Verwahrlosten an mich um Hilfe zu erhalten und die bekommen sie. Gegen einen kleinen Tribut, 14,99 Euro oder wenns länger dauert 29,99 Euro nehme mich den Problemen der neuen Zeit an, setze das Fratzenbuch zurück, eruiere die Emailadresse beim allmächtigen Google und ändere dessen Passwort auf Amalia1978, wohlwissend, dass die gute Amalia dieses in ein paar Tagen nicht mehr kennt und den Zettel auf den ich es schrieb verloren haben wird, zu komplex das Passwort, zu schwer das Blatt Papier, zu viele Variablen hat es, diese seltsame Ding, das wir Leben nennen.
Gestern meinte einer meiner handysuchtgefährdeten Kunden, der Amalias hoffnungslose Verplantheit mitbekam, da er hinter ihr auf seinen großten Tag bei mir wartete noch "Wie halten Sie das aus, woher nehmen Sie diese Geduld? Ich würde das keinen Tag durchstehen" und ich lächelte, im Einklang mit selbst als Antwort zurück. "Dies alles ist nur ein Spiel, der Zweck ist nicht zu überleben, sondern zu leben, Welten zu erforschen und die Gloria Breath of the Wilds zu kosten und all der Meisterwerke die Nintendo noch so entwickeln wird, das gibt mir Kraft, dieses triste, langweilige Leben bestehend aus Aufstehen, Arbeiten, Schlafengehen zu bewältigen." Dachte ich dabei, sagen musste ich nichts, mein Lächeln genügte dem Kunden und er verstand, wusste, dass ich von höherer Stelle, der Gloria Nintendos erfüllt war.
Zur Frage: Nein, übe keinen Kampfsport aus.