Swisslink
L99: LIMIT BREAKER
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- 18 Okt 2004
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In Schweden ist und bleibt das Virus immer noch in Stockholm konzentiert. Und nicht mal Stockholm erreicht nach wie vor die Herdenimmunität.
Bei uns war es in ganz Deutschland verteilt.
Darum ging es gar nie. Die Herdenimmunität durch Durchseuchung war nie das explizite Ziel des schwedischen Sonderwegs. Man hat nur von allem Anfang an klar gemacht, dass man keine Maßnahmen ergreifen wolle, die man nur kurzfristig aufrechterhalten könne. Dieses ständige hin und her, das wir nun in allen anderen Ländern haben, ist die reinste Katastrophe für Wirtschaft und Bevölkerung. In Schweden hat man stattdessen Maßnahmen ergriffen, die langfristig exakt so beibehalten werden können. Damit hat man Planungssicherheit für die Betriebe und die Bevölkerung geschaffen, während diese in anderen Ländern keine Ahnung haben, wie sie ihren Betrieb in 5 Tagen führen können. Nehmen wir doch das Beispiel Clubs und Restaurants. Nicht nur hatte man einen harten Lockdown ohne Einnahmen, sie müssen auch Stand heute damit rechnen, dass von heute auf morgen verschärfte Einschränkungen kommen, die den Betrieb komplett lahmlegen. Beispielsweise wenn die Zahl der Besucher noch weiter reduziert werden - was sicherlich nicht nur in der Schweiz diskutiert wird - werden diverse Clubs von einem Tag auf den anderen die Türen wieder schließen müssen, weil die Kosten höher sind als die Einnahmen. Diese Möglichkeit ist wirtschaftlich eine komplette Katastrophe für den Betrieb. Für die Mitarbeiter in diesen Betrieben bedeutet das, dass sie keine Ahnung haben, ob sie in wenigen Tagen noch einen Job haben - und weil da vorwiegend Stundenlöhner sind, wissen sie auch nicht, ob sie in wenigen Tagen noch ein Einkommen haben. Was auch für diese eine Katastrophe ist.
Schweden hat offensichtlich einen Fehler gemacht: sie haben die Altenheime zu Beginn nicht ausreichend geschützt. Das war aber wie bereits mehrfach gesagt auch eine Konsequenz des Systems, das alte Leute relativ lange in den eigenen Wohnungen halten will und erst am Ende des Lebens eine Verlegung in ein Altenheim vorsieht (ob das nun gut ist oder nicht sei mal dahingestellt). In den Altenheimen sind in Schweden also grundsätzlich fast nur Menschen, die nun mal nicht mehr sonderlich lange zu leben haben. Bei diesen ist es selbstverständlich moralisch nur schwer vertretbar, dass sie während Monaten keinen Besuch empfangen dürfen. Ansonsten waren sie das einzige Land in Europa, das vorsichtig und nachhaltig gehandelt hat. Und das scheint sich nun auszuzahlen.