Das BGE hat auf den ersten Blick Charme, aber auf den zweiten kommen große, für mich zu große Zweifel auf.
Erstens: Jegliche andere Sozialleistungen würden wegfallen. Das schließt Kranken-, Pflege- oder Rentenversicherung ein! Dies müsste alles aus dem BGE bezahlt werden.
Zweitens: In einer Marktwirtschaft mit freier Preisbildung steigen an Tag 2 die Mieten und alle anderen Preise. Jeder hat schließlich nun 1200 EUR mehr, und da wird die Gier steigen, davon etwas abzubekommen. Bei den kleinen Experimenten derzeit mit wenigen Familien ist das noch etwas völlig anderes. Das BGE wäre sehr schnell zu niedrig, müsste steigen, und wäre schnell nicht mehr finanzierbar.
Drittens: Ich finde zwar toll, dass sich mit einem BGE viele Menschen selbst verwirklichen könnten, auch in Branchen, die vielleicht weniger Geld aber mehr Erfüllung bringen. Aber: Studien haben gezeigt, dass 1/4 der Leute nicht mehr arbeiten gehen würde. Schnell brechen Steuern weg, die dann auch wieder viele Fragen nach der Finanzierbarkeit des BGE aufkommen lassen würden...
Wie gesagt, ich mag die Idee sehr, vor allem stelle ich mir vor, dass Menschen dann viel stärker nach ihren Neigungen sich verwirklichen könnten. Doch ich sehe in unserem derzeitigen System der Preisbildung für diese Utopie leider keine Perspektive.
das umverteilen ist die grösste lüge des Kapitalismus überhaupt. das funktioniert nicht. dafür gibt es zig 1000 belege. Die reichen werden reicher, die armen ärmer und die Mittelschicht bricht langsam weg (global, nicht spezifisch in einem land).
Das stimmt so nicht. Schau mal nach China, die Einbindung Chinas in den globalen Kapitalismus hat hunderte Millionen Menschen aus der Armut geholt! Und das nur kurz nach der sozialistischen Utopie des Großen Sprungs. Das viel größere Problem ist die Verteilungsgerechtigkeit der Gewinne, die viel zu hohe Besteuerung der Arbeit im Vergleich zu einer angemessenen Beteiligung von Unternehmensgewinnen an unserem Gemeinwesen etc.
Ernst Fehr (Professor für Wirtschaft, Uni Zürich) arbeitet daran, ein System zu entwickeln, das die Leistung von Managern objektiver klassifizieren lässt, so dass in Zukunft eben schlechte Manager auch schlecht bezahlt werden, bzw. bestraft.
Da muss wirklich eine Verbesserung her.
Das Prinzip Haftung ist völlig aus dem Gleichgewicht gekommen, da stimme ich dir zu. Shareholder- und Steakholder-Interessen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Letzter Gedanke: Dass bei dieser Welle der technischen Revolution auch noch neue Arbeitsplätze geschaffen werden, glaube ich nicht. Das war früher anders, ich weiß.