Auf Bonds Wunsch hin:
Gameplay: 9/10
Der größte Unterschied den ich bei Bloodborne zu meinen bisherigen Erfahrungen mit Sonys PS4 Lineup gemacht habe, war die andere Philosophie, man merkte: Da steckt ein japanisches Studio hinter diesem Spiel. Wie Nintendo auch, überlegt sich From Software offenkundig nicht lange was ein gutes Spiel ausmacht, es ist das Gameplay. Diesen Schwerpunkt merkt man jeder Pore des Spiels an und die Philosophie am Gegner Design und dessen Fähigkeiten und dem Balancing ist sogar noch besser gelungen als in meiner Referenz Breath of the Wild, aber gut, das ist auch nicht die Stärke des neuesten Zelda Teils, die liegt bekanntlich in der unendlichen Freiheit, wo wiederum Bloodborne eher etwas archaische Wege einschreitet. Wirklich linear ist es aber auch nicht, es hält den Spieler selten bei der Hand und lässt einen die unterschiedlichsten Areal frei erkunden.
Gerade RPGs verfallen gerne in das Schema Gegner stark unfair(mehrere Level über einem) oder unfassbar schwach erscheinen zu lassen, während man zB. im Witcher immer erinnert wird, welches Level Geralt hat und welches die Gegner, hält das Bloodborne vollkommen unter Verschluss, zu Recht. Während man im Witcher von Gegnern die mehrere Level über einem sind regelrecht zerstückelt wird und quasi keinen Schaden an ihnen anrichtet und sie ein paar Stunden später mit der gleichen Ausrüstung und minimal verbesserten Statuswerten kinderleicht ins Jenseits befördert, gibt es solche Situationen in Bloodborne nicht. Ganz wie auch in Breath of the Wild kann man auch früh im Spiel mit guter Taktik und Geschick jeden noch so starken Gegner bezwingen, dennoch gibt es hier in beiden Spielen Parallelen: In Zelda wird die Waffe nicht genug Schaden machen um einen höheren Gegner zu bezwingen ohne zu brechen, in Bloodborne macht die eigene Waffe anfangs auch zu wenig Schaden um härtere Gegner ohne größtes Geschick und Geduld bezwingen zu können. Den "normalen" Spieler hindern beide Systeme einen daran, rücksichtslos auf extrem starke Gegner einzuschlagen, ein erstklassiger Spieler wird in Bloodborne aber vor keinem Gegner flüchten.
Was ich lobend hervorheben muss, ist die Tatsache, dass Bloodborne viel Wert darauf legt, auch die schwächsten Gegner im Startareal so zu gestalten, dass sie selbst für hochstufige Charaktere tödlich sein können(natürlich kann man diese mit einem Treffer umnieten). Selbst die beste Rüstung schützt einen nur geringfügig vor Schaden, wenn man einmal achtlos in einen Kampf schreitet und einfach nur um sich schlägt kann das auch den Tod bedeuten und der ist ein allgegenwärtiger Begleiter in diesem Spiel.
Grafik: 9/10
In diese Wertung fließen natürlich auch artistische Leistungen ein, würde ich hier rein technisch eine Beurteilung treffen, würde Bloodborne maximal eine 7 bekommen. Dieses Spiel lieferte mir nach endlosen Jahren wieder einen Resident Evil Effekt und erinnerte mich immer wieder an das grandiose Resi 4 am GameCube. Ich denke From Software hat sich hier auch ein wenig inspirieren lassen, der Look der Gegner, deren kollektive Jagd und wie sie sich im Startgebiet beim großen Scheiterhaufen sammeln erinnern mich extrem an die Anfänge von Resident Evil 4. Das ist subtiler Horror wie ich ihn liebe, Bloodborne geht aber in meinen Augen noch einen Schritt weiter als es RE4 gewagt hatte. Letzteres hatte einen immer wieder einen Sidekick bei Seite gestellt um den Horror etwas abzuschwächen, Bloodborne wirft einen vollkommen alleine auf sich gestellt in eine tödliche Welt in der man Gegner nicht von der Ferne mit diversem Schießgerät erlegen kann, sondern mit denen auf Tuchfühlung gehen muss.
Gegnerdesign, Waffen, Rüstungen wirken allesamt sehr durchdacht und beeindruckend, der Fokus auf einen dunklen, mysteriösen Look ist nicht zu verkennen und das Spiel schafft es, als Action RPG, ein besseres Horror Spiel zu sein als alle die ich bisher spielen konnte. Jeder Gegner kann einen töten aber im Gegenzug kann man auch jeden Gegner selbst töten, somit wirkt das Spielerlebnis selten hoffnungslos und in der Regel kann man nur sich selbst die Schuld für den eigenen Tod geben.
Sound: 8/10
Ähnlich wie Breath of the Wild setzt auch Bloodborne auf Understatement, hier wird man abseits von Boss Kämpfen von keiner Musik begleitet. Die Stärke des Spiels liegt zweifelsfrei im Ambient, wobei ich mit recht ordentlichen Kopfhörern nicht ausmachen konnte woher denn die Geräusche kamen, die Gegner machten, das hatten mir andere Spiele schon besser präsentiert. Ich hatte während dem Spielen auch drei mal komplette Ausfälle des Waffensounds, diese Glitches waren aber bereits nach wenigen Sekunden wieder Geschichte. Es ist jedenfalls beeindruckend, wie das Spiel es schafft quasi gänzlich ohne Musikuntermalung dem Spieler ein unwohles Gefühl der Angst einzuflößen. -Bzgl. dem VA: Das bisschen Sprachausgabe das ich hören durfte war recht ordentlich.
Story: 8/10
Wie immer werde ich hier nicht zu viel dazu sagen um Spoiler zu vermeiden, Bloodborne ist eines der Spiele die ihre Geschichte dem Spieler während dem Spielen näher bringen. Hier kaut einem keiner einen Plot vor und man beginnt ähnlich wie in Breath of the Wild ohne große Erinnerungen und hat nur einen Auftrag: Alles feindliche wegzusäbeln. Während dem Spielen findet man hier und da Notizen die einem die Hintergründe der Story näher bringen und das schreckliche Schicksal der Bevölkerung und seiner selbst immer mehr verdeutlichen. Diese Erzählform hat Vor- und Nachteile, das größte Risiko ist, dass Spieler nicht alle Notizen finden und selbst wenn, sie die Hinweise nicht richtig verstehen oder deuten. Der Vorteil dieser Erzählweise ist speziell für Bloodborne zutreffend, der Spieler kann sich besser mit dem Hauptcharakter identifizieren und baut so eine Verbindung auf nur um am Ende.....
Fazit
Ich hätte dem Spiel gerne eine 10 gegeben aber es gab ein paar Dinge die mich zu sehr gestört haben. Das Checkpoint System ist meiner Meinung nach nicht perfekt, speziell in den frühen Stunden sogar richtig schlecht, da man quasi nur einen hat und Frustrationsmomente vorprogrammiert sind. Das Spiel respektiert in meinen Augen auch die Zeit des Spielers recht wenig, mir gingen durch Flüchtigkeitsfehler und sehr große Abstände zu den Checkpoints rund 100.000 Bloodechoes verloren was speziell in den früheren Leveln verdammt viel ist. Weiters ist das komplette fehlen einer Map problematisch, speziell für Spieler wie ich, die relativ orientierungslos sind, zumindest eine sehr grobe Map hätte man im Optionsmenü integrieren können. Dennoch konnte ich nach rund 40 Stunden fast alle Bosse finden und bezwingen, spricht also wohl wieder für das Gamedesign.
Was das Ending angeht, ich hätte gerne noch ein wenig weiter gespielt, die Chalice Dungeons komplettiert, allerdings warnt einen das Spiel nicht davor, dass alles vorbei ist, wenn man mit einem gewissen NPC spricht und dass man danach sofort in ein NG+ geworfen wird, ohne gefragt zu werden. Hier hätte imo ein kleiner Hinweis genügt, dass diese Begegnung die letzte sein wird.
Dieses Spiel rechtfertigt den Besitz einer PS4 und färbt das blaue Licht meiner Wertungsskala Blutrot, es ist nicht perfekt und hat seine Makel aber es sollte jeder mit gutem Geschmack gespielt haben, idealerweise bis zum (bitteren) Ende.