"Ich denke, dass der Markt groß genug für drei Player ist"
Thomas Kritsch, Marketing-Manager für die Xbox bei Microsoft im WebStandard- Interview über die nächste Generation und den Mitbewerb
derStandard.at: Der Start der Xbox 360 ist nun schon beinahe ein Jahr her - wie sieht der Status Quo aus? Wie zufrieden sind Sie mit den Verkaufszahlen?
Thomas Kritsch: Wir sind sehr zufrieden mit der augenblicklichen Situation. Das am 30. Juni ausgelaufene Geschäftsjahr haben wir mit 5 Millionen verkauften Xbox 360 Konsolen beendet (weltweit). Damit liegen wir genau auf Plan und sind guter Dinge im Weihnachtsgeschäft den nächsten Meilenstein von 10 Millionen Stück erreicht zu haben.
In der letzten Generation sind wir weit über ein Jahr nach unserem Mitbewerb (PlayStation 2) gestartet. Das hat der PlayStation 2 einen nur sehr schwer aufzuholenden Vorsprung verschafft. Jetzt ist die Situation genau umgekehrt und Xbox 360 wird zum Start der Mitbewerber bereits einen Vorsprung von etwa 10 Millionen Stück haben.
Das ist in unserem Geschäft ein nicht unwesentlicher Faktor, da die verkaufsstärkste Plattform in der Spieleentwicklung auch meistens die Lead-Plattform ist. Das bedeutet, dass Multiplattformtitel für die verkaufsstärkste Plattform entwickelt und optimiert werden (dabei kann das volle Potential dieser Plattform genutzt werden) und erst dann für die anderen Plattformen umgesetzt werden.
derStandard.at: Welche Vorzüge bietet die Xbox 360 gegenüber den kommenden Spielekonsolen von Nintendo und Sony?
Thomas Kritsch: Ich denke, die gesamte Bandbreite des Produktofferings ist bei Xbox 360 einfach am stimmigsten. Xbox 360 bietet ein fantastisches Unterhaltungserlebnis zu einem fairen Preis. Wir haben eine sehr gut ausbalancierte Hardware, die zu 100 Prozent für ein fantastisches Gamingerlebnis optimiert ist.
Zu Weihnachten werden bereits über 150 High-Definition Spiele für Xbox 360 verfügbar sein, viele davon exklusiv für unsere Plattform. Mit Xbox Live haben wir einen genialen Online Service, der bereits über 3 Millionen Mitglieder hat, und neben Onlinegaming auch Downloads von Demos, Trailern und Spielen (Xbox Live Arcade) bietet. Das alles zu einem sehr fairen und attraktiven Preis von 299 Euro (Xbox 360 Core Edition) beziehungsweise 399 Euro (Xbox 360 inklusive 20GB Festplatte, Headset, Wireless Controller und Xbox Live Silber Mitgliedschaft).
derStandard.at: In der letzten Zeit sind Meldungen zu vernehmen, wonach Microsoft einige Überraschungen als Antwort auf den Start der Konkurrenz plane - können Sie hierzu nähere Details bekannt geben?
Thomas Kritsch: Generell verfolgen wir eine seit langer Zeit geplante Strategie, die sich nicht unbedingt reaktiv an unserem Mitbewerb ausrichtet. Wir freuen uns, dass Ende des Jahres (sofern der Termin dieses Mal hält) zwei neue Mitbewerber in den Markt eintreten werden. Das ist gut für die Industrie als gesamtes. Ich denke, dass der Markt groß genug für drei Player ist. Zumal sich sehr deutlich unterschiedliche Zielgruppen herauskristallisieren.
Die prozentuale Aufteilung des Marktes wird dieses Mal aber ganz sicher anders aussehen. Wir denken, dass wir massiv Marktanteile dazugewinnen können. Damit dem dann auch wirklich so ist, haben wir uns für dieses Weihnachtsgeschäft ein paar schöne Aktionen und Produkte herausgepickt, die wir dann natürlich auch im Marketing massiv begleiten werden.
derStandard.at: Welche Features und Möglichkeiten sehen Sie als die interessantesten für die SpielerInnen an?
Thomas Kritsch: Die beliebtesten Features sind die kabellosen Kontroller (mit denen sich die Konsole auch ein- beziehungsweise ausschalten lässt) und die Möglichkeit Inhalte von Xbox Live Marketplace herunterzuladen (sehr beliebt sind vor allem kostenlose Spieledemos, die einem die Möglichkeit bieten, ein Spiel vor dem Kauf ausgiebig zu testen). Weiters die Xbox Live Friendslist (ich sehe immer welche Spiele meine Freunde gerade spielen und kann sie auf Knopfdruck zu einer Onlinepartie in mein Spiel einladen), der Gamerscore (ein spielübergreifendes Punktesystem) und natürlich Xbox Live Arcade ("kleine" Spiele (wie Pac-Man, Zuma, Uno, Poker,...), die auf Knopfdruck über Xbox Live heruntergeladen werden können).
derStandard.at: Die Gemeinde wartet gespannt auf die angekündigten großen Titel - Welche Spiele der nächsten Zukunft sehen Sie als die kommenden Blockbuster an? Wann kommen Halo 3 und Gears of War? Welche anderen Titel sind Ihrer Meinung nach die nächsten Blockbuster?
Thomas Kritsch: Die nächsten großen Highlights sind sicherlich Splinter Cell: Double Agent, Saints Row, Pro Evolution Soccer 2007, Need for Speed Carbon und Gears of War. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Highlights speziell für jüngere Spieler wie zum Beispiel Sonic the Hedgehog, Lego Star Wars II und natürlich Viva Pinata. Auf Xbox Live Arcade freuen wir uns unter anderem auf Lumines Live, Texas Hold 'Em Poker und Sonic. 2007 wird ein fantastisches Jahr für Xbox 360 werden. Unter anderem werden in diesem Jahr Mega-Blockbuster wie Halo 3 und GTA4 erscheinen.
derStandard.at: Welche Features der Xbox 360 freuen/schätzen Sie persönlich am meisten?
Thomas Kritsch: Meine persönlichen Lieblingsfeatures sind die Wireless Controller, die Möglichkeit die Konsole mittels auswechselbaren Faceplates zu personalisieren und natürlich Xbox Live Arcade (als großer Lumines-Fan freue ich mich besonders auf Lumines Live).
derStandard.at: Wie hoch sind die Verkaufsanteile der Core-Version? Ist diese abgespeckte Xbox 360-Version am europäischen Markt wirklich ein Verkaufserfolg geworden?
Thomas Kritsch: Die Xbox 360 Core Version (ohne Festplatte) macht derzeit nur einen kleinen Anteil an der gesamten installierten Basis aus. Das haben wir aber erwartet, da zum Start einer neuen Konsole traditionell eher Hardcore-Gamer zuschlagen, die auch bereit sind, etwas mehr für die Konsole zu bezahlen.
In den kommenden Monaten wird die Core Variante jedoch weiter an Bedeutung gewinnen, da sie ja doch um 100 Euro billiger ist (299 Euro) und Gelegenheitsspieler nicht unbedingt eine Festplatte benötigen. Das Spielerlebnis ist bei beiden Versionen dasselbe und bis auf ganz wenige Ausnahmen (2 Spiele weltweit) benötigen Xbox 360 Spiele die Festplatte nicht zwingend.
derStandard.at: Zum Verkaufsstart hieß es von Seiten Microsofts, dass in Europa über den Preis das Geschäft laufe - teilen Sie diese Einschätzung (immer) noch?
Thomas Kritsch: Ja, der Preis ist weiterhin ein wichtiger Faktor. Ganz speziell in Ländern wie Deutschland und Österreich, die doch eher preissensitiv sind. Wir denken, dass wir mit unseren beiden Preispunkten von EUR 299.- und EUR 399.- bereits jetzt ein sehr attraktives Angebot haben. Über die Jahre hinweg werden die Produktionskosten für die Konsole dann sinken und wir werden auch die Preispunkte anpassen können. Für das heurige Weihnachtsgeschäft ist jedoch keine Preissenkung geplant.
derStandard.at: Welche Neuerungen auf dem Online- beziehungsweise Peripheriegerätesegment sind in der nahen Zukunft noch zu erwarten?
Thomas Kritsch: Speziell im Zubehörbereich haben wir ein fantastisches Line-Up in Vorbereitung. Rechtzeitig vor Weihnachten werden wir das erste kabellose Racing Wheel veröffentlichen, das auch mit Force Feedback Technologie ausgestattet ist. Ein kabelloses Headset folgt ebenso wie der HD-DVD Player, der mittels USB Kabel an Xbox 360 angeschlossen wird und die Konsole so zu einem preiswerten HD-DVD Player macht.
Anfang Oktober launchen wir Xbox Live Vision, eine Kamera die eine Vielzahl von Funktionen unterstützen wird. Xbox Live Vison wird neben Videochat über Xbox Live auch die Möglichkeit bieten, Spiele mittels Körperbewegungen zu steuern oder auch das Gesicht des Spielers zu scannen und dann auf eine virtuelle Spielfigur zu projezieren.
derStandard.at: Auf dem virtuellen Marktplatz können die SpielerInnen verschiedene Boni erwerben. In der jüngeren Vergangenheit waren dies vor allem Arcadeklassiker. Wird dieses Angebot weiter ausgebaut werden? Welche Entwicklungen sehen Sie hier für die Zukunft?
Thomas Kritsch: Neben den klassischen Arcade Spielen wie zum Beispiel Street Fighter II, Galaga, Pac Man,... legen wir bei Xbox Live Arcade auch besonders viel Wert auf Neuentwicklungen. Teilweise stammen diese Spiele von kleineren, Independent-Entwicklern, die ihre Kreativität mittels Xbox Live Arcade voll entfalten können, ohne gleich mehrere Millionen Dollar Entwicklungskosten investieren zu müssen.
Beispiele für solche Spiele wären Cloning Clyde und das fantastische Outpost Kaloki X von NinjaBee oder auch Wik: Fable of Souls von Reflexive Entertainment, das übrigens zum Download Spiel des Jahres 2005 gewählt worden ist. Derzeit sind 25 Spiele über Xbox Live Arcade verfügbar, bis Ende des Jahres werden es mindestens 50 werden.
Wir danken für das Gespräch. (Gregor Kucera)